Acai Beeren: So gesund sind sie wirklich

Acai Beeren zählen zu den sogenannten Superfoods, deren Verzehr sich in vielfacher Hinsicht positiv auf die Gesundheit auswirken soll. Ihre Inhaltsstoffe gelten als reine Wunderwaffen gegen diverse Krankheiten.

Merkmale der brasilianischen Powerbeere

Die kleinen dunkelblauen Beeren sind die Früchte der in Südamerika beheimateten Kohlpalme, auch Açai-Palme oder Jucara genannt. Die Acai Beere ist eine Steinfrucht und wächst in der Krone der bis zu 25 Meter hohen Palmen. In ihren natürlichen Verbreitungsgebieten wird sie bereits seit Jahrhunderten als Nahrungsmittel verwendet.

Beheimatet ist die Kohlpalme in ganz Süd- und Mittelamerika. Besonders gut gedeiht die Pflanze in feuchten Böden, deswegen ist sie besonders in sumpfigen Gebieten verbreitet. Die landwirtschaftlich genutzten Plantagen liegen überwiegend in Brasilien.

Rein optisch betrachtet sehen die kleinen Früchte den hierzulande wachsenden Heidelbeeren zum Verwechseln ähnlich. Sie sind bis zu zwei Zentimeter groß und von dunkelblauer Farbe. Im Unterschied zu Heidelbeeren haben die exotischen Beeren jedoch einen Kern, der schätzungsweise 90 Prozent der Frucht ausmacht. Essbar ist nur die fleischige Schale.

Der Geschmack ist für europäische Gaumen gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Sache. Entsprechende Beschreibungen reichen von nussig bis schokoladig über ölig, beerig und leicht erdig wie beispielsweise Rote Bete. Dabei sind sie deutlich weniger süß als andere tropische Früchte und werden als adstringierend wahrgenommen. Das heißt, sie bewirken ein Zusammenziehen des Gewebes im Mund.

Was steckt drin, in der exotischen Frucht?

Acai Beeren können mit einem hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, vielen Vitaminen und Mineralstoffen aufwarten. Das sind bei den Vitaminen: B-Vitamine sowie die Vitamine C, E und D. An Mineralstoffen und Spurenelementen enthalten sie unter anderem Calcium, Magnesium, Eisen und Zink.

Darüber hinaus enthält der dunkle Farbstoff wertvolle Antioxidantien wie Flavonoide. Der essbare Teil der Frucht beinhaltet einen hohen Anteil an Ballaststoffen, die gut für die Verdauung sind und als schnell sättigend gelten. Damit sind Acai Beeren zweifelsohne gesund. Ob sie auch die häufig angepriesenen positiven gesundheitlichen Auswirkungen haben, das steht auf einem anderen Blatt.

Ist die Acai Beere eine Wunderbeere?

Beworben werden Acai Beeren häufig als Anti-Aging-Wundermittel und Schlankmacher. Sie sollen Entzündungen hemmen und vor Arteriosklerose und Diabetes schützen. Verlässliche Untersuchungen und wissenschaftliche Studien sind jedoch rar oder haben meistnes einen gravierenden Haken. Bislang wurden sie entweder an Zellkulturen oder Tieren durchgeführt.

Diese Ergebnisse lassen sich jedoch nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen. Es gibt allerdings eine Studie aus dem Jahr 2011, in der bei übergewichtigen Personen positive Effekte auf den Blutdruck, Blutzucker- und Cholesterinspiegel nachgewiesen werden konnten. Ansonsten ist gesunde Skepsis bei überzogenen Werbeversprechen durchaus angebracht.

In den südamerikanischen Ländern werden Acai Beeren entweder frisch verzehrt oder zu Saft oder Püree verarbeitet. In Europa kommen nur verarbeitete Produkte in den Handel. Die Früchte sind empfindlich und kaum lagerfähig und dadurch für lange Transportwege nicht geeignet. Daher sind sie hierzulande lediglich getrocknet, als Saft oder Püree und in Form von Pulvern und Kapseln erhältlich.

Dazu werden die Beeren direkt nach der Ernte gewaschen, anschließend erhitzt, entkernt und dann püriert. Um Transportvolumen zu sparen und die Haltbarkeit zu erhöhen wird ein Großteil des Pürees getrocknet und als Pulver verkauft.

Gesund aber nicht ganz unproblematisch

Superfoods wie Acai Beeren enthalten in der Regel gesunde Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe in größeren Mengen. Bei ernährungsbewussten Menschen sind sie deswegen außerordentlich beliebt. Außerdem sorgen sie für Abwechslung auf dem Speiseplan und wecken die Lust, neue Dinge auszuprobieren.

Weniger vorteilhaft sind hingegen die langen Transportwege und die energieaufwendige Verarbeitung, die beide unvermeidbar sind, bevor die exotischen Lebensmittel bei uns in den Handel kommen. Acai Beeren sind eine geschmacklich interessante, aber auch eine kostspielige Ergänzung des Speiseplans.

Aus gesundheitlicher Sicht bieten sie nicht mehr Vorteile als viele heimische Obst- und Gemüsesorten. So sind beispielsweise Heidelbeeren, Kirschen, schwarze Johannisbeeren oder auch Rotkohl gesunde Alternativen aus heimischen Anbaugebieten. Sie haben den Vorteil, dass sie frisch geerntet und unverarbeitet gegessen werden können.